Ergebnisse
Fünf Esslinger Bogenschützen machten sich auf, an einem der anspruchsvollsten Feldbogenwettbewerbe im süddeutschen Raum teilzunehmen.
Frei nach dem Motto "Man kann nicht nur gewinnen im Leben, sondern auch verlieren" haben unsere Feldbogenschützen unterschiedliche Lösungswege für diesen Wettbewerb gefunden.
Ralph und Manne entschieden sich frei nach "Hägar, dem Schrecklichen" für den Weg: "Deswegen ist gewinnen so wichtig!"
Ralph deklassierte mit seinem Langbogen alle Mitbewerber, in dem er mit 280 Ringen fast 90 Ringe Vorsprung zum Zweitplatzierten herausarbeitete. Bravo Ralph!
Manne belegte in der Masterklasse Compound mit 352 Ringen den zweiten Platz hinter dem Lokalmatadoren Michael Mattes aus Magstadt.
Johannes und Albert erreichten mit identischer Ringzahl (331) den vierten und fünften Platz in der Herrenklasse Compound.
Bei Hartmut sah es bis unmittelbar vor der Siegerehrung so aus, als ob er den Weg "man kann im Leben auch verlieren" gehen sollte. Mit 183 Ringen stand er in der Reihenfolge der Blankschützen eigentlich ganz hinten. Durch eine unvorhergesehene Volte des Veranstalters kam er aber dann doch noch "aufs Treppchen" und wurde Bezirksmeister in der Herrenklasse Blankbogen. Wie das zuging, könnt ihr unten nachlesen.
Erfahrungsbericht eines Neulings
Samstag Abend, das Händi klingelt. Manne am Apparat: "Soll ich dich anmelden für die Bezirksmeisterschaft Feldbogen?" Kurzes Stottern, "ehm, hab' ich noch nie geschossen", ein Blick in den Kalender, "... geht nicht, ein Arbeitstermin." "Schade, dann nicht!" Manne legt auf.
Ein längeres Studium im Regelwerk Feldbogen vom DSB folgt am gleichen Abend (das Internet machts möglich). Einen Tag lang spuken 24 schwarz-gelbe Scheiben in meinem Kopf herum. In der Vorstellung schieße ich 72 Pfeile, immer drei auf jede Scheibe. Bei 36 Pfeilen ist die Entfernung bekannt, bei den anderen 36 muss man die Entfernung schätzen. Das klingt spannend.
Das Bogengelände in Magstadt soll schwer sein, eines der anspruchsvollsten in Deutschland. Steile Schüsse bergab und ebenso steile bergauf. Alles im Wald, mit schweißtreibenden Anstiegen und rutschigen Abstiegen. Entfernungen der Scheiben bis ans Maximum des Reglements: Für Blankschützen ist von 5 bis 50 Metern alles drin.
Montag morgen, die Entscheidung ist gefallen. Vertretung für die Arbeit gesucht und gefunden (danke Julia!). Anruf bei Manne: "Kannst du mich noch anmelden?"
Drei Wochen später. Sonntag, 8.30 Uhr auf einer großen Bogenwiese mitten im Wald bei Magstadt. 80 Bogenschützen beim Einschießen auf schwarz-gelbe Scheiben. Die Scheiben stehen weit. Fast bereue ich meine Entscheidung, zu diesem Turnier zu gehen. O.K., fangen wir mit den kurzen Entfernungen an. Auf 20 m geht noch einer von dreien ins Gelb. Die 30 m sind auch noch drin, dann kommen die 40m. Ist doch eigentlich kein Problem, aber heute? Bei 50 m geht der erste Pfeil oben drüber. Die Nervosität steigt. Hat das Training der vergangenen zwei Wochen nichts gebracht? War es richtig, so kurzfristig eine neue Disziplin anzufangen? Aber jetzt bin ich schon dabei. Also anderen Zielpunkt anvisieren, nochmal schießen: Es passt!
Turnierbeginn. Alle finden sich in Vierergruppen zusammen. Zum Glück sind drei wirklich nette Bogenschützen in meiner Gruppe, die mich geduldig in die Kunst des Feldbogenschießens einführen. Trotzdem, bei den ersten Scheiben kommt die alte Scheibenpanik wieder raus. Die Streuung der Pfeile ist unterirdisch. Bei der dritten Scheibe geht ein Pfeil ins Holz. Sch..., als ob ich noch nie auf 40 m geschossen hätte...
Nach der fünften Scheibe fängt es an, Spaß zu machen. Entfernungen schätzen, richtig abgreifen, den ersten Pfeil fliegen lassen. Zu tief, nur zwei Ringe. Noch einmal leicht die Entfernung korrigieren ... ein guter Vierer. Dritter Pfeil, noch mal ein Vierer. Geht doch!
Dann der erste wirklich steile Schuss. Die Scheibe steht 20m entfernt, gefühlt fast senkrecht unter mir. Der Pfeil geht los, direkt neben das Gelb - fünf Ringe knapp verfehlt, zweiter und dritter Pfeil leider nicht ganz so gut. Das geht doch noch besser! Das Feldbogenfieber hat mich gepackt. Ich bin voll dabei.
Ein paar Scheiben später: Vier Dreierspots hängen nebeneinander, Entfernung 10m. Ich schieße meine drei Pfeile, super Ergebnis. Plötzlich der Aufschrei meiner Scheibenkameraden: "Du hast auf die
falsche Auflage geschossen! Das gibt null Punkte!" Der Tiefpunkt dieses Turniers. Das Herz sinkt mir in die Hose. Warum habe ich mich nur für diesen Wettbewerb angemeldet?
Es folgt eine Diskussion in der Gruppe: Stichworte wie "Anfängerbonus" fallen.... Zum Glück habe ich die netteste Gruppe des Turniers erwischt.
Es kommen noch weitere Scheiben. Ein Walking Up auf unbekannte Entfernungen. Die ersten beiden Entfernungen schätze ich komplett falsch ein, beide Pfeile landen oberhalb der Auflage im Nirwana. Zum Glück schaltet sich dann die Routine wieder ein und ich versenke den letzten Pfeil auf 20m im Gelb. Trotzdem, die Ringzahl bei der Endauswertung bleibt unter 200 Ringen, ich bin das Schlusslicht der Gruppe und auch das Schlusslicht aller Blankbogner.
Nach Ende des Turniers gibt es Erdbeertorte, Kaffee und rote Wurst mit Kartoffelsalat. Bei der anschließenden Siegerehrung kommt dann die große Überaschung: Durch einen Meldefehler des
Veranstalters bin ich in der Schützenklasse gelandet. Alles regelkonform, da die Schützen eigentlich leistungsfähiger sind als die Masterklasse. Da ich aus unerfindlichen Gründen aber der einzige
Schütze in dieser Klasse bin, bekomme ich trotz meiner an sich wenig hochkarätigen Leistung die Urkunde für den Bezirksmeister in dieser Klasse überreicht. Glück muss man haben!
Vielleicht reicht das Ergebnis ja für die Qualifikation zum nächsthöheren Wettbewerb? ;)
Danke Manne für deinen Anruf vor drei Wochen und diesen spannenden Turniertag im Wald bei Magstadt!