Ein Plädoyer für die Finger- oder Handgelenksschlinge
Die Verwendung einer Finger- oder Handgelenksschlinge ist für jeden Bogenschützen, der ein reproduzierbares Trefferbild erreichen möchte, fast schon ein Muss.
Gute Bogenschützen umklammern das Bogengriffstück nicht mit fester Hand, sondern drücken vielmehr mit leicht geöffneter und entspannter Bogenhand gegen den Griff. Der Druckpunkt liegt hierbei hauptsächlich auf dem Daumenballen.
Dadurch kann der Bogen im Moment des Lösens ungehindert durch seine natürliche Eigen- bzw. Vorwärtsschwingung gerade nach vorne in Richtung des Ziels springen.
Erfolgreiche Schützen, wie Manne Schnell, wissen, dass ein fest umklammertes Griffstück die Vorwärtsbewegung eines Targetbogens stören und in der Regel zu einem Verreißen bzw. Verkanten des Schusses führen könnte.
„Für ein gutes Trefferbild ist es enorm wichtig, dass der Pfeil nicht durch ein zu kraftvolles Greifen des Bogens oder gar ein unbewusstes Nachgreifen im Moment des Lösens abgelenkt wird“, erklärt Manne Schnell. „Auf Dauer lässt sich so kein konstanter und reproduzierbarer Schussablauf erreichen.“ Er verwendet daher schon seit vielen Jahren eine Fingerschlinge, um unbeabsichtigte Drehmomente durch die Bogenhand zu vermeiden.
Die Fingerschlinge fängt den Bogen, sodass dieser nach dem Lösevorgang bei korrekter Bogenhandhaltung nicht einfach nach vorne auf den Boden fällt.
Befestigt wird die Fingerschlinge indem sie über Daumen und Zeigefinger gestülpt bzw. zwischen Daumen und Zeigefinger der Bogenhand gespannt wird.
Wer keine Fingerschlinge benutzen möchte, kann alternativ eine Handgelenksschlinge verwenden. Diese wird um das Handgelenk der Bogenhand und um den Bogengriff bzw. das Mittelstück geschlungen.
Finger- oder Handgelenksschlingen können mit allen Bogentypen (auch Langbögen) geschossen werden.
Die Finger- oder Handgelenksschlinge sollte in ihrer Länge so eingestellt sein, dass die Vorwärtsbewegung des Bogens während des Lösens nicht behindert wird. Andererseits darf die Finger- oder Handgelenksschlinge auch nicht zu locker eingestellt sein, denn der Bogenschütze muss jederzeit die Gewissheit haben, dass der Bogen nach dem Lösevorgang bzw. nach dem Herausspringen aus der Bogenhand sicher gefangen wird und nicht durchrutscht. Dies ist insbesondere wichtig, um ein unbewusstes Nachgreifen des Schützen während des Abschusses zu minimieren.
Das Trainerteam empfiehlt daher, dass die Finger-/Handgelenksschlingenlänge so gewählt wird, dass zwischen Bogenmittelstück und Schlinge ca. 1-2 cm Luft bzw. Abstand ist.
Von Benjamin Sorg
Quellenangaben:
Zugriff am 01.01.2023
https://bogenundpfeile.de/allgemeine-materialkunde/die-bogen-oder-fingerschlinge/
Zugriff am 01.01.2023
Urte Paulus: Das große Buch vom Bogensport - Lehrbuch für Anfänger, Hobby-, Wettkampf-, Leistungsschützen und Trainer, Verlag Angelika Hörnig 2019.
Oliver C. Haidn, Jürgen Weineck, Veronika Haidn-Tschalova: Bogenschießen - Trainings- und bewegungswissenschaftliche Grundlagen, Spitta Verlag 2010.